Legasthenie, LRS (Lese- Rechtschreibschwäche)
Dyskalkulie (Rechenschwäche)
Legasthenie
Eine Legasthenie ist genetisch bedingt. Von Legasthenie
betroffene Kinder sind durchschnittlich oder nicht selten
überdurchschnittlich intelligent. Im Lese- und Schreibbereich
weisen sie erhebliche Einschränkungen auf. Alle anderen
Leistungsbereiche sind davon jedoch nicht betroffen. Daher
spricht man hier von einer Teilleistungsstörung.
Häufigkeit:
- Grundschüler in Deutschland : ca. 3-5 %
- Verhältnis Jungen/Mädchen: ca. 3:1
Legasthenie wird dadurch ausgelöst, dass das Gehirn, Bilder, die
es von den Augen oder Ohren erhält, nicht in verständliche
Sprache umwandeln kann.
Ein Legastheniker hat Schwierigkeiten, Buchstaben und Wörter in
ihrer eigentlichen Reihenfolge zu sehen, sich an die Reihenfolge
von Wörtern oder Buchstaben zu erinnern oder die Wörter und
Buchstaben in ihrer rechten Reihenfolge, Form und Richtung zu
verarbeiten.
Die „Buchstaben-Welt“ aus der Sicht eines Legasthenikers:
- Einige Buchstaben erscheinen rückwärts oder auf den Kopf gestellt
- Der Text kann auf der Seite herum hüpfen
- Die Buchstaben können durcheinander und zusammengewürfelt erscheinen
- Die Buchstaben und Wörter können alle gebündelt aussehen
- Die Buchstaben einiger Wörter können verdreht erschienen, wie
das Wort „Hund“ welches wie „ Hnud“ aussehen kann
- Die Buchstaben und Wörter können normal aussehen, aber ein
Legastheniker kann unter schweren Kopfschmerzen oder Übelkeit
leiden, wenn er oder sie längere Zeit lesen muss
- Der Lernprozess ist für Legastheniker mit enormer Anstrengung verbunden. Er verursacht nicht selten Kopfschmerzen und Übelkeit
Bei Legasthenikern können in den ersten Schuljahren folgende Phänomene auftreten:
- Probleme beim Aufsagen des Alphabets, der Benennung von
Buchstaben oder dem Bilden von Reimen auftreten
- Auslassen, Verdrehen oder Hinzufügen von Wörtern oder
Wortteilen
- niedrige Lesegeschwindigkeit
- Ersetzen von Buchstaben, Silben und Wörtern
- Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder
Verlieren der Zeile im Text
- Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in den
Wörtern
- Schwierigkeiten bei Doppellauten
Ebenso können Probleme im Leseverständnis auftreten, z.B.:
- Unfähigkeit, Gelesenes wiederzugeben, aus Gelesenem Schlüsse
zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen
Auffällig ist bei Legasthenie besonders, dass die gemachten
Fehler kaum Konstanz erkennen lassen: Weder ist es möglich,
stabile Fehlerprofile zu ermitteln, noch gibt es eine bestimmte
Systematik der Fehler. Ein und dasselbe Wort wird immer wieder
unterschiedlich falsch geschrieben.
Unterscheidung zwischen Legasthenie und
Lese-Rechtschreibschwäche (LRS)
Obwohl beides häufig synonym benutzt wird, unterscheiden sich
Legasthenie und Lese-Rechtschreibschwäche in wesentlichen
Punkten! Da die Legasthenie genetisch bedingt ist, bleibt sie
ein Leben lang vorhanden. Sie kann lediglich durch ein
spezielles Training im Schreib- und Lesebereich abgemildert
werden. Zudem ist es Aufgabe des Therapeuten, den Legastheniker
in seinem Selbstwertgefühl zu stärken. Ziel muss es sein, dass
sich der Legastheniker ohne falsche Scham zu seiner
Teilleistungsstörung bekennen kann und er seine Stärken und
Befähigungen wertschätzen lernt.
Im Unterschied zur Legasthenie handelt es sich bei der
Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) um eine erworbene, zumeist
vorübergehende Problematik. Ihr liegen unterschiedliche Ursachen
zu Grunde, wie
z.B. Erkrankungen, psychische Belastungen,
Schulwechsel und Entwicklungsverzögerungen. Man spricht hier von
einer Teilleistungsschwäche.
Lese-Rechtschreibschwäche
Die Unterscheidung der Legasthenie und der
Lese-Rechtschreibschwäche ist von großer Wichtigkeit, weil die
Förderungen und Interventionen, die in beiden Bereichen
stattfinden sollten, unterschiedlich sein müssen.
Bei vorliegender Lese-Rechtschreibschwäche genügt es zumeist,
wenn die Ereignisse, welche die LRS hervorgerufen haben, in
geregelte Bahnen geleitet worden sind und ein ausgiebiges Lese-
und Rechtschreib-Training stattfindet, damit sich Verbesserungen
einstellen.
Symptome der LRS
Kennzeichen der Leseschwäche:
- verzögertes Lesenlernen
- Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten
und Wortteilen
- verlangsamtes Lesetempo
- Startschwierigkeiten beim Vorlesen, Verlieren der Zeile, nicht
sinnentsprechende Betonung
- Gelesenes wird nur unzureichend verstanden
Kennzeichen der Rechtschreibschwäche:
- Reversionen = Verdrehungen von Buchstaben im Wort (z.B.
b-d, p-q)
- Umstellungen von Buchstaben im Wort (z.B. Maus-Muas)
- Auslassen von Buchstaben (z.B. zwanzig-zwazig)
- Einfügungen falscher Buchstaben
- lautliches Schreiben (z.B. während- wernt)
- Wahrnehmungsfehler (z.B. Grund-Krunt)
- niedrige Schreibgeschwindigkeit
Begleitsymptomatik: (im Sinne sekundärer Symptome)
- Aufmerksamkeitsdefizite
- allgemeine Lern- und Leistungsstörungen
- emotionale Symptome im Sinne von Versagensängsten,
depressiven Verstimmungen, Schulangst
- somatische Symptome (Kopf- und Bauchschmerzen, Bettnässen)
- Störungen im Sozialverhalten
- Hausaufgabenkonflikte
Rechenschwäche/ Dyskalkulie
Als Dyskalkulie bezeichnet man Schwierigkeiten der Kinder im
Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und Grundrechenoperationen bei
ansonsten guter bis sehr guter Intelligenz.
Das Defizit betrifft laut Gesundheitsorganisation WHO »die
Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition,
Subtraktion, Multiplikation und Division,…“
Rechenschwäche zeigt sich also immer bereits in der Grundschule
beim Erlernen elementarer Rechenfertigkeiten. Gelingt es, diese
bereits im Grundschulalter erfolgreich zu beheben, steht dem
Erlernen der höheren mathematischen Fähigkeiten, die für
Algebra, Trigonometrie, Geometrie, Differenzial- und
Integralrechnung benötigt werden, nichts im Wege.
Anzeichen von Rechenschwäche / Dyskalkulie sind:
- Verwechseln von Zahlen, die ähnlich aussehen (10 & 01)
- Schlechtes Kopfrechnen
- Probleme, mathematische Zeichen und Symbole zu erkennen (+ = -
x)
- Schwierigkeiten mit grundlegenden mathematische Verknüpfungen,
wie Addition und Multiplikation
- Fehler bei der Arbeit mit Zahlen – verdrehte Zahlen, Austausch
von Ziffern und Auslassung von Ziffern
Außerdem:
- Eingeschränkter Orientierungssinn, Probleme, Landkarten zu
lesen, die Uhrzeit abzulesen, Zeitpläne zu verstehen
- Probleme, musikalische Konzepte zu erlernen